„Strahlungsfeste“ CRISPR-Soldaten?

Die Wissenschaftsjournalistin Emily Mullin beschreibt in einem Beitrag  ein Projekt des US-Verteidigungsministeriums: Mit CRISPR sollen Menschen widerstandsfähig gegen radioaktive Strahlung gemacht werden. Unser Autor Wolfgang Nellen hat sich dazu seine Gedanken gemacht.

DARPA, die Forschungsabteilung des amerikanischen Verteidigungsministeriums, hat ein Projekt begonnen, um Menschen gentechnisch widerstandsfähig gegen radioaktive Strahlung zu machen. Man möchte schaltbare Anti-Tumor-Gene machen. Die DNA soll nicht verändert werden, sondern durch Einnahme eines CRISPR-Medikaments sollen bestimmte Gene zeitweilig ein- oder ausgeschaltet werden. Das ist durchaus denkbar. Man kann Cas-Proteine als „Packesel“ umprogrammieren. Sie schneiden dann die DNA nicht mehr, sondern transportieren An- oder Ausschalter an bestimmte Gene.

Dabei bestehen jedoch zwei wesentliche Probleme: Welche Zielgene sind sinnvoll und lassen eine nennenswerten Strahlenresistenz erwarten? Es gibt eine Reihe von Genen, die Tumorentwicklung anregen oder bremsen. Der Artikel nennt nur zwei (G-CSF und p53) und ob man damit einen deutlichen Schutz erreichen kann, ist eher fraglich.
Das zweite Problem ist, mit einer „einfachen Pille“ alle die Zellen eines Körper zu erreichen, die besonders anfällig gegen Strahlung sind. Die Schwierigkeit zeigt sich schon in der Therapie gegen spezifische Krebsarten – ganz zu schweigen von einer allgemeinen Strahlenbelastung, die bei den verschiedensten Zellen zuschlagen kann.

Ein Heer von „strahlungsfesten“ Soldaten zu schaffen hört sich in einer Schlagzeile zwar gut an, ist aber sehr unwahrscheinlich. Vielleicht kann man in Zukunft (in eher vielen als in wenigen Jahre) einen gewissen Schutz für „Aufräumkommandos“ nach Atomunfällen oder einem nuklearen Angriff schaffen. Die Zahl der Todesopfer von Hiroshima und Nagasaki wäre gewiss nicht merklich reduziert worden und auch die Arbeiter im Reaktor von Tschernobyl wären nicht wesentlich sicherer gewesen.

Für ein (nicht unmögliches) Science-Fiction-Szenario ergeben sich jedoch interessante Möglichkeiten: In der Raumfahrt etwa wird man langfristig nicht ohne einen effektiveren Strahlenschutz auskommen, die Belastung der Astronauten ist bei längeren Aufenthalten im All bedrohlich. Ob dann Strahlenschutz-Mechanismen von nahezu „unkaputtbaren“ Bärtierchen oder Bakterien beim Menschen eingesetzt werden, ist eine andere Frage.

Bildnachweis: Dan Meyers/Unsplash


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